Interview

Interview mit Björn Diethelmson

Wir machen es uns mit Björn im Sommer 2024 gemütlich und stellen ihm einige gnadenlose Fragen zu seinem Werdegang und seiner Arbeit.

Björn, wie alt bist Du?

(lacht) Physisch oder psychisch? Nein, ich denke, das ist kein Geheimnis. Ich bin 45 Jahre alt.

Wie kamst Du zur Kunst des Sprechens?

Eigentlich hatte alles im Alter von 10 Jahren angefangen. Ich durfte an einer Attraktion in einem Filmpark in Köln teilnehmen, wo bestimmte Filmabschnitte synchronisiert wurden. Man hat mir also ein Mikrofon in die Hand gedrückt und ich durfte meine Stimme auf echte Leinwand-Charaktere legen. Da mich Filme immer interessiert haben, und mir bereits als Kind die deutsche Synchronarbeit imponiert hat, war mein Interesse gleich geweckt.

Du hast Deine Karriere aber erst im Jahr 2024, also 35 Jahre später gestartet. Warum?

Tja, nicht alle Leben verlaufen wie geplant. Ich hatte als junger Kerl ein Vorsprechen in einem Tonstudio, das führte aber nicht sofort zum gewünschten Erfolg. Also warf ich klassisch die Flinte ins Korn und habe was anderes gemacht. Zwischendurch gab es immer wieder Versuche und verpasste Gelegenheiten. Bisher hat es wohl nicht sollen sein.

Warum dann jetzt? Gab es einen bestimmten Auslöser, weshalb Du jetzt doch noch als Sprecher arbeitest?

Den gab es tatsächlich. Im Jahr 2023 erlebte ich einen großen Misserfolg. Ich wusste, jetzt muss ich auf mein Herz hören und etwas anpacken, was mir wirklich Spaß macht. Also griff ich zum Telefonhörer und meldete mich bei einem Studio, welches Computerspiele vertont. Das war sehr gezielt, denn dort wurden die fantastischen Sprachaufnahmen für eines meiner liebsten Spiele aufgenommen. Und nachdem ich meine Hörbeispiele dort einreichte, geschah das Unglaubliche: Ich wurde zurückgerufen und interviewt. Das ist in der Welt des Sprechens für einen Newcomer schon etwas Besonderes. Der Geschäftsführer dieses Studios nahm sich fast eine Stunde Zeit für mich und hat mir den Mut geschenkt, der mich heute antreibt. Ihm habe ich viel zu verdanken.

Und dann - hast Du Dich sprechtechnisch ausbilden lassen?

Korrekt. Danach habe ich mich der Sprecher-Akademie anvertraut und meine ersten Seminare erfolgreich absolviert. Doch damit hört es nicht auf. Die Weiterbildung findet kontinuierlich statt. Es stehen noch viele weitere Seminare mit verschiedenen Schwerpunkten auf meiner To-Do-Liste. Wer Einsicht in meine Zertifikate haben möchte, kann mich gerne ansprechen.

Hast Du schon als Sprecher Erfahrung sammeln können?

Ja. Ich habe schon mehrere E-Learnings und Trailer sowie eine Moderation eingesprochen. Veröffentlichen darf ich diese Projekte hier aus lizenzrechtlichen Gründen aber nicht. Nächste Projekte werden in der entsprechenden Kategorie auf der Homepage erscheinen.

Kannst Du singen?

(schmunzelt) Nun, ich habe (noch) keine Ausbildung in Gesang. Aber ich singe gerne, ohne zu wissen, in welcher Tonlage meine Stimme sich gerade aufhält. Ob man sich das anhören kann, muss jeder für sich entscheiden. Doch selbst große Synchronsprecher haben in so manchem Film des Zeichentrick-Riesen schon gezeigt, dass es je nach Figur bzw. Auftrag möglich ist, ohne Gesangsausbildung zu performen. Mit anderen Worten: Ich bin durchaus bereit, zu singen.



Hast Du eine Schauspiel-Ausbildung?


Die Grundlagen des Schauspiels habe ich, wie auch die Sprechtechnik, an der Sprecher-Akademie gelernt.

Früher habe ich in den Jahren 2016 und 2017 Theater gemacht, und zwar in der Schauspielgruppe der Volkshochschule. Das ist zwar keine klassische Schauspielschule, und ich maße mir auch nicht an, mich als Schauspieler zu bezeichnen. Aber wir wurden damals von einem gelernten Schauspieler unterrichtet, der uns viel mit auf den Weg gegeben hat. Wir haben oft Improvisationstheater gemacht, das schärft unglaublich die spontane Kreativität. Als Krönung dieser Zeit bekam ich für ein Theaterstück als Kommissar eine der Hauptrollen.

Sprichst Du auch Fremdsprachen?

Ja, Englisch. Für Werbung und kurze Präsentationen kein Problem. Längere Texte und vor allem Hörbücher in Englisch überlasse ich aber lieber dem Native Speaker.

Wie sieht es mit deutschen Dialekten aus?

Ich bin ne kölsche Jung, also wahrhaftig in Köln geboren, "op d'r Schäl Sick", also rechts neben dem schönen Rhein.

In meiner Kindheit hatte ich das Glück, bei einem Karnevalsverein mitzumachen und habe dort viel "kölsche Sproch" gelernt. Dialekte aus dem restlichen Deutschland oder deutschsprachigen Raum - (zischt) heikles Thema. Leider bildet sich jeder ein, der z.B. einen ostdeutschen Dialekt leicht imitieren kann, dies auch am Mikrofon glaubhaft anbieten zu können. Doch da hat man schnell so manchem Zuhörer auf die Füße getreten. Prinzipiell habe auch ich mich schon in vielen Dialekten versucht, und da nenne ich absichtlich keine Beispiele oder Ergebnisse, aber hier würde ich den Regisseur im Studio entscheiden lassen, ob ich in dem Dialekt "gut genug" bin. Ich lasse mich, was das angeht, gerne auf die Probe stellen.

Bist Du mobil? Und auch zeitlich flexibel?

Ja, ich habe ein Auto und kann praktisch in ganz Deutschland und seinen Nachbarländern zu einem Termin erscheinen, wenn das gewünscht wird. Was die zeitliche Flexibilität angeht - ich arbeite nebenberuflich als Sprecher, muss also immer mit meinem Hauptjob schauen, dass das passt. Bisher gab es da aber nie Probleme, weil auch meine Arbeitszeit flexibel ist.

Was ist Dir bei der Zusammenarbeit mit einem Auftraggeber wichtig?

Ganz klar: Gute Kommunikation und ein freundlicher Umgang. Ich kann es selbst nicht leiden, wenn jemand nur via

E-Mails interagiert. In diesem Business spielt meiner Meinung nach das Telefongespräch eine große Rolle. Mag sein, dass ich da ein wenig altmodisch bin, aber ich bekomme immer wieder mit, dass viele Menschen diesen reinen digitalen Kontakt gar nicht (mehr) wollen.


Was noch?


Dass vor allem meine Zuhörer, aber auch meine Auftraggeber zufrieden sind. Ich gehe mit meiner Arbeit sehr kritisch um. Was mir nicht gefällt, das wird auch nicht verschickt. So kann ich sicher sein, dass ich bei den Kunden und schließlich bei den Zuhörern immer das gleiche Maß an Qualität abliefere. Wenn ich zu einem Studio eingeladen werde, also nicht von zu Hause aus arbeite, ist das was anderes. Hier hat der Aufnahmeleiter bzw. Tonregisseur das Sagen und ich setze jedes gesprochene Wort so um, wie es gwünscht wird.

Du sagtest gerade "von zu Hause aus arbeiten". Du besitzt also ein Home-Studio?

Ja, richtig. Ich kann innerhalb von 24 Stunden, auf spezielle Anfrage auch schneller, Aufträge umsetzen. Ich spreche selbst ein, und auf Wunsch kann auch alles geschnitten und gemastert werden in audibler Qualität.

Was sprichst Du am liebsten? Was sind Deine Lieblings-Genres?


Nun, ich liebe es, mich in Rollen einzufinden. Im Bereich Sci-Fi und Fantasy fühle ich mich besonders heimisch. Aber auch Sachtexte finde ich spannend, weil ich dort Sachverhalte einspreche, von denen ich vorher selbst keine Ahnung hatte. So lerne ich sogar durch das Einsprechen dazu. Ich spreche aber auch sehr gerne für Computerspiele ein, weil ich ein echter Gaming-Dino bin. (grinst) Meine erste "Spielkonsole" war übrigens ein Atari 2600. Darüber hinaus habe ich kaum Präferenzen. Ich liebe es generell, mit einem Mikrofon zu arbeiten. Das kennt keine Grenzen.


Gibt es denn etwas, was Du überhaupt nicht einsprechen magst? Irgendwelche Tabu-Themen?


Ja. Ich mache keine Werbung für Politik oder Religion. Diese beiden Themen bilden die große Ausnahme.

Danke, Björn, für das Interview.

Immer wieder gern.

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